Ist Zucker ein Vitaminräuber?
Zucker-Vitaminräuber oder nicht?
Der Glaube, dass Zucker ein Vitaminräuber sei, beruht auf der Annahme, dass Vitamin B1 im Zuckerstoffwechsel in größeren Mengen verbraucht wird. Für die Verstoffwechselung von Zucker wird Thiamin (Vitamin B1) als Coenzym benötigt. Bei steigender Kohlenhydratzufuhr steigt auch tatsächlich der Bedarf an Thiamin an. Dieses Ergebnis erbrachte eine schon recht alte Untersuchung an Ratten, bei der den Tieren kohlenhydratreiches und thiaminfreies Futter verabreicht wurde. Aufgrund dieser Untersuchung wurde geraten, den Vitamin B1-Bedarf an der täglich zugeführten Menge von Kohlenhydraten zu messen. Die Empfehlung lautete pro 1000 Kohlenhydratkalorien 0,3 mg Thiamin anzusetzen. Da Kohlenhydrate (aber nicht Zucker!) gleichzeitig Thiaminlieferanten sind, wurde Zucker vorschnell zum "Vitaminräuber" abgestempelt. Die Empfehlung, den Thiaminbedarf an der Kohlenhydratzufuhr zu messen, wurde allerdings schon vor geraumer Zeit wieder zurück genommen.
Dafür gibt es zwei Gründe:
Zum einen wird Vitamin B1 auch in anderen Stoffwechselwegen verbraucht, so dass der in der Praxis tatsächlich eintretende geringe Verbrauch nicht allein dem Zucker oder den Kohlenhydraten zugeschrieben werden kann, zum anderen verzehren wir täglich etwa 2 mg Vitamin B1. Eine Menge, die, orientiert man sich an der ehemaligen Empfehlung, für mehr als 1,5 kg Zucker pro Tag ausreichen würde. Selbst wenn man den Vitamin B1-Verbrauch aus den anderen Stoffwechselwegen berücksichtigt, wird wohl kaum jemand so große Zuckermengen verzehren, dass es dadurch bedingt zu einem Thiaminmangel kommt.

Tatsächlich haben ca. 4,3% der deutschen Bevölkerung einen Thiaminmangel, der aber in den meisten Fällen auf einen sehr hohen Alkoholkonsum zurückzuführen ist.

 

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