Die Wirkung von Xenical
Noch vor einigen Jahren wurden die Kalorien gezählt, wenn es darum ging abzunehmen. Heute verfestigt sich die Annahme, dass es vorwiegend das Nahrungsfett ist, das zu Übergewicht führt. Zwar liefern auch andere Nahrungsbestandteile, wie Eiweiß und Kohlenhydrate Energie, aber für die Einlagerung als Fettpolster scheint eher das Nahrungsfett verantwortlich zu sein. Folgerichtig setzt das Medikament Xenical auch bei der Fettverdauung an. Die Wirkung von Xenical beruht auf dem Wirkstof Orlistat. Dieser hemmt das im Darm vorkommende fettspaltende Enzym, die Lipase. Dieses Enzym kann unter normalen Umständen sogar mit Fettmengen bis zu 140g noch "weiterverarbeiten", so dass auch große Mengen Fett der Verdauung nicht einfach entkommen können. Der Wirkstoff von Xenical nun tut nichts anderes, als die Lipase zu hemmen, so dass lediglich ca. 60% der aufgenommenen Fettmenge verdaut werden. Der Rest verlässt den Körper wieder unverdaut. Die Zielgruppe für das Medikament sind Menschen mit so genannter Adipositas (Fettsucht). Als adipös gilt nach medizinischen Regeln jeder, der einen Body-Mass-Index von mehr als 30 hat. Kommen noch andere Risikofaktoren wie Diabetes oder Bluthochdruck hinzu, kann Xenical auch schon ab einem BMI von 28 verabreicht werden. Xenical ist also nicht für Menschen gedacht, die ein paar Pfund zu viel wiegen.
Wichtig und auch vom Hersteller immer wieder betont wird, dass Xenical nur in Verbindung mit einer fettreduzierten Ernährung eingesetzt werden soll. Dies ist sinnvoll, denn die ernährungswissenschaftliche Forschung hat immer wieder belegen können, dass eine dauerhafte Gewichtsabnahme nur mit einer Ernährungsumstellung erreicht werden kann. Außerdem sollte bereits während der Einnahme angefangen werden, die Gewichtsabnahme durch körperliche Betätigung zu unterstützen.
In amerikanischen Studien konnte gezeigt werden, dass Xenical tatsächlich zur Gewichtsabnahme führt, wird die Diät jedoch gelockert, kommt es schnell wieder zu einer Gewichtszunahme, die im Mittel jedoch ca. 2 kg unter der ohne Verabreichung des Medikamentes liegt.
Nebenwirkungen von Xenical
Xenical birgt eine "eingebaute Strafe", für den Fall, dass die begleitende fettarme Diät nicht eingehalten wird. In diesem Fall kommt es nämlich zu unangenehmen Nebenwirkungen, wie Fettigen, flüssigen Stühlen, Blähungen und anderen Magen-Darm-Beschwerden. Der Grund dafür ist die zu hohe Menge unverdauten Fettes.
Eine weitere ernst zu nehmende Nebenwirkung ist die Behinderung der Aufnahme wichtiger fettlöslicher Stoffe, wie zum Beispiel fettlöslicher Vitamine. Durch die verminderte Fettaufnahme geht leider auch ein Teil dieser lebenswichtigen Stoffe verloren. (In einer Studie konnte gezeigt werden, dass die Vitamin E- Aufnahme durch Xenical nur 43% betrug). Zu klinischen Symptomen kam es allerdings nicht.
Weitere Nebenwirkungen wurden bisher nicht festgestellt. Zwar kam es bei Studien zu einem vermehrten Auftreten von Brustkrebs, aber der Zusammenhang zur Einnahme von Xenical konnte weder bestätigt noch dementiert werden.
Die Kosten
Xenical ist nur auf Rezept erhältlich. Eine Monatspackung kostet zurzeit 198 DM. Wer 3 Pillen täglich benötigt, muss also mit Kosten von ca. 7 DM pro Tag für die Pille rechnen:
Bewertung
In der Fachwelt wird Xenical nahezu durchweg nicht als Langzeitmedikament empfohlen.
Auch der Hersteller des Präparates empfiehlt das Medikament nicht länger als 6 bis 9 Monate einzunehmen. Nach dieser Zeit stagniert der Gewichtsverlust. Xenical kann also lediglich den Einstieg in eine gesündere Ernährungsform erleichtern.
Nach dem Absetzen des Medikaments muss die fettreduzierte Ernährung und die vermehrte körperliche Bewegung beibehalten werden, um eine erneute Gewichtszunahme zu verhindern.
Erste Zahlen belegen, dass Xenical nicht das Allheilmittel ist, für das man es gehalten hat. Von ca. 200.000 Übergewichtigen die das Medikament von September bis Dezember 1998 genommen haben, haben mindestens ein Drittel dieses wieder enttäuscht abgesetzt, so "Stiftung Warentest".
Der Gewichtsverlust ist nicht insgesamt nicht so ausgeprägt, dass der hohe Kostenaufwand für das Medikament gerechtfertigt erscheinen.