Die Bedeutung von trans-Fettsäuren in der menschlichen Ernährung
Ein typisches Nebenprodukt der Fetthärtung sind die sogenannten trans-Fettsäuren. Sie sind dadurch gekennzeichnet, daß sich die beiden Wasserstoffatome an einer Doppelbindung gegenüberstehen. Bei den natürlich vorkommenden cis-Bindungen befinden sie sich auf der gleichen Seite.
Cis und Trans-Form


Abbildung der Ölsäure in cis- und trans-Form

Cis-Fettsäuren erhalten durch ihre geometrische Struktur einen Knick von ca. 40°, der die Anordnung der Fettmoleküle im Kristallgitter stört. Trans-Fettsäuren tun dies bedingt durch ihre geradlinige Struktur nicht und haben dadurch einen höheren Schmelzpunkt. Sie verhalten sich dadurch in etwa so, wie gesättigte Fettsäuren, die ebenfalls lineare Fettsäurereste besitzen.

Vorkommen von trans-Fettsäuren
Trans-Fettsäuren kommen natürlich kaum vor. Ausnahme bildet das Fett von Wiederkäuern. In deren Verdauungstrakt bauen Mikroorganismen die cis-Fettsäuren in geringem Maße zu trans-Fettsäuren um. Dies ist der Grund, warum auch Butter geringe Mengen trans-Fettsäuren enthält.
Die Hauptaufnahmequelle von trans-Fettsäuren für den Menschen sind aber gehärtete Fette. Zur Gesamtaufnahme dieser Fettsäuren tragen vor allem Margarinen, Backfette und die mit diesen hergestellte Produkte, bei. In der folgenden Tabelle sind durchschnittliche trans-Fettsäurengaehalte einiger Produkte aufgelistet.
Grundlage sind Veröffentlichungen verschiedener Studien der letzten Jahre. Literatur: s.u.

Durchschnittliche trans-Fettsäuregehalte ausgewählter Lebensmittel

Lebensmittel
g trans-Fettsäuren/100g Lebensmittel
Back- und Bratfette
0 - 30 g
Margarinen
0 - 17 g
Butter
0 - 4,5 g
Pommes frites
1,6 - 3,1 g
Kartoffelchips
0,2 - 4,5 g
Blätterteig
ca. 3,3 g
Haselnußcremschnitte
ca. 3,5 g
Kekse
0 - 1,6 g
Fertigmenues
ca. 0,3 g

Gemessen wurde nur die Elaidinsäure (trans-isomer der Ölsäure), die meist den Hauptteil der gesamten trans-Fettsäuren ausmacht.
Einflüße von trans-Fettsäuren
Erste Bedenken, die sich gegen die trans-Fettsäuren richten, ergeben sich aus der Tatsache, daß sie erst durch den technisch sehr aufwendigen und ein Fett stark verändernden Prozeß der Fetthärtung entstehen.
Heute ist durch Forschungsergebnisse belegt, daß trans-Fettsäuren sich, was die Wirkung auf den menschlichen Körper betrifft, wie gesättigte Fettsäuren verhalten. Dies bedeutet, daß sie den Cholesterinspiegel erhöhen und damit der Arteriosklerose Vorschub leisten können.
Das Ganze hängt natürlich im wesentlichen davon ab, wieviele trans-Fettsäuren aufgenommen werden.
Durchschnittliche Aufnahme von trans-Fettsäuren
Nach Untersuchungen aus dem Jahr 1992 (Veröffentlichung 1994) beträgt die durchschnittliche Aufnahe in Deutschland zwischen 3 und 4 g trans-Fettsäuren/Kopf und Tag. Diese Mengen reichen nach bisherigen Kenntnisstand nicht aus, um den Cholesterinspiegel signifikant zu erhöhen.

Dennoch kann nicht gleich Entwarnung gegeben werden, da es, je nach individueller Ernährungsweise erhebliche Unterschiede in der Aufnahme geben kann. So werden bspw. in den USA ca. 12- 15 g dieser Fettsäuren aufgenommen. Aber auch innerhalb einer Bevölkerungsgruppe kann es, je nach Ernährungsverhalten, große Unterschiede geben.

Riskogruppen
In Deutschland stellen eine der größten Risikogruppen Kinder und Jugendliche der Fast-Food-Generation dar. Bei entsprechender Lebensmittelauswahl (viel Pommes frites, Nuß-Noughat-Aufstrich, Kekse, minderwertige Margarine, etc.) können z.B. 4-6-jährige durchaus mehr als 7 g trans-Fettsäuren aufnehmen. Bedingt durch die bei dieser Gruppe insgesamt niedrigere Fettaufnahme (ca. 60-70 g) kann sich eine nicht unerhebliche Aufnahme an trans-Fettsäuren ergeben. Folgende Tabellen
(nach Festl B. (1993) trans-Fettsäuren in den von Kindern verzehrten Brotaufstrichen und-belägen. Diplomarbeit an der Kinderpoliklinik München)
machen deutlich wie entscheident die geeignete Lebensmittelauswahl auf die Aufnahme von trans-Fettsäuren Einfluß hat:

Beispiel für eine trans-fettsäurereiche Ernährung eines 4-6 jährigen Kindes

Mahlzeit
Nahrungsmittel
Lebenmittel (g)
Zufuhr an
trans-Fettsäuren
Frühstück
Mischbrot
Milky-Way-Creme
2 Tassen Tee
60
30
150
--
0,5
--
Pause
Mischbrot
Kalbsleberwurst
mit Tofu
H-Vollmilch
Banane
60
20
 
100
50
--
0,2
 
--
--
Mittag
Schweineschnitzel
Pommes frites
grüner Salat
Olivenöl
0,5 l Limonade light
80
80
105
5
500
0,1
1,1
--
--
--
Zwischenmahlzeit
Apfel
50
--
Abend
Mischbrot
Schmelzkäse
Mischbrot
Margarine Flora Soft
Salami
Mineralwasser
60
15
60
10
15
400
--
1,2
--
3,6
0,1
--
Summe
 
 
6,8

 

Beispiel für eine trans-fettsäureverminderte Ernährung eines 4-6 jährigen Kindes

Mahlzeit
Nahrungsmittel
Lebenmittel (g)
Zufuhr an
trans-Fettsäuren
Frühstück
Mischbrot
Nutella
2 Tassen Tee
60
30
150
--
0,1
--
Pause
Mischbrot
Kalbsleberwurst
mit Tofu
H-Vollmilch
Banane
60
20
 
100
50
--
--
--
--
Mittag
Schweineschnitzel
Kartoffeln
grüner Salat
Olivenöl
0,5 l Limonade light
80
100
105
5
500
0,1
--
--
--
--
Zwischenmahlzeit
Apfel
50
--
Abend
Mischbrot
Tofupaste/Banane
Mischbrot
Margarine Becel
veg. Wurst
Mineralwasser
60
20
60
10
15
400
--
--
--
0,3
--
--

Summe
 
 
0,5

Säuglinge scheinen eine noch größere Risikogruppe zu sein. Der Gehalt an trans-Fettsäuren in der Muttermilch korreliert stark mit der Menge, die die Mutter 1-2 Tage vorher aufgenommenen hat. D.h.: Bei einer hohen Aufnahme von trans-Fettsäuren nimmt auch das Kind über die Muttermilch viel auf. Langkettige Fettsäuren werden gerade beim Säugling in großen Mengen in Membranen (z.B. des Gehirns) eingebaut. Da diese Membranen eine besonders lange Halbwertzeit haben, ist der Einbau von trans-Fettsäuren, statt von cis-Fettsäuren zumindest mit Skepsis zu betrachten. In der Literatur gibt es noch eine ganze Reihe an Effekten, die man mit trans-Fettsäuren in Verbindung bringt. So gibt es Untersuchungen über Zusammenhänge in folgenden Bereichen:
  • Falsche Bildung von Eikosanoiden (Spielen bei der Regulierung des Blutdruckes, der Blutgerinnung und der Schmerz- bzw. Entzündungsvermittlung eine Rolle)
  • Entstehung von Morbus Crohn (chronisch entzündliche Darmerkrankung)
Literatur und Links
Wer an umfangreichem Tabellenmaterial über das Vorkommen und die Aufnahme von trans-Fettsäuren interessiert ist:

Henninger M., Ulberth F., Gehalt von trans-Fettsäuren in Fertignahrung. Z. Ernährungswiss 36 161-168 (1997)

Pfalzgraf A., Timm M., Steinhart H., Gehalte von trans-Fettsäuren in Lebensmitteln. Z. Ernährungswiss 33; 24-43 (1994)


 
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