Aus zwei Teelöffeln Apfelessig, zwei Teelöffeln Honig und Wasser besteht sie, die typische Mixtur, die gegen alles Übel helfen soll. Wer sich das nicht zumuten will, kann den Essig inzwischen auch in Kapseln gepreßt oder als fertige Getränkemischung kaufen. Die positiven Effekte des Apfelessigs werden vor allem den wertvollen Vitaminen und Mineralstoffen zugeschrieben, die er enthält. Grund einmal nachzuschauen, was denn so alles in ihm steckt:
Analysen zeigen, dass der Gehalt an Vitaminen und Mineralstoffen im Vergleich zum Apfel gering sind: 10 g Apfelessig (entsprechend zwei Teelöffeln Essig) enthalten beispielsweise nur 10 mg Kalium, 0,001 mg ß-Carotin und 0,06 mg Eisen. Ein mittelgroßer Apfel liefert dagegen 187 mg Kalium, 0,034 mg ß-Carotin und 0,62 mg Eisen. Zusätzlich kann er noch mit Vitamin C aufwarten, dass der Essig gar nicht enthält.

Die Vitamine können es also nicht sein, die das oft beschriebene "Wohlbefinden" hervorrufen. Dr. Helmut Oberritter, wissenschaftlicher Leiter der DGE, meint denn auch, dass diese Wirkung wohl eher psychologische Ursachen hat. Allein die Überzeugung, dass "sauer lustig macht", kann dazu führen, sich besser zu fühlen. Also ein echter Placeboeffekt. Sehr häufig ist zu hören, dass Apfelessig in der Lage sei, "Körperfett zu schmelzen" und damit zur Erreichung des Traumgewichtes beitrage. Schön wäre es! Die Gewichtsreduktion ist wohl eher auf eine Ernährungsumstellung zurückzuführen als auf den täglichen Drink Apfelessig. In den Büchern zum Thema Essig werden nämlich meist auch Rezepte für eine energiereduzierte Kost veröffentlicht. "Wer sich danach ernährt, hat gute Chancen, auch ohne Essig Gewicht zu verlieren", so Dr. Oberritter. So wie für die Aussage, dass der Essig beim Abnehmen helfen soll, gibt es auch für andere vermutete Heilwirkungen bisher noch keine wissenschaftlichen Belege.

Ein Teil der gesundheitsfördernden Wirkungen des Essigs wird der Essigsäure zugeschrieben. Tatsächlich regt Essig auch die Produktion von Speichel, Magensäure und Verdauungssäften an. Personen, die an einem Mangel an Magensäure leiden, verspüren nach dem Essen häufig ein Völlegefühl, das durch die Essigsäure gemindert werden kann.
Die Säure soll im Dünndarm außerdem kurzzeitig ein saures Milieu erzeugen, das z.B. die Eisenaufnahme verbessert. Das erscheint aber zweifelhaft, da die Säure schon im Dünndarm neutralisiert wird und damit wirkungslos ist.

Um es mit einem Satz zu sagen:
Die tägliche Ration Apfelessig nützt herzlich wenig, allerdings schadet sie auch nicht. Wer täglich seinen Essig trinken möchte, kann dies ruhig tun, denn bei normalem Verzehr treten keine Unverträglichkeiten auf.